Ostern 2011
Premiere auf dem Schlossberg: Museumsverein eröffnet "Freiluftcafé" An beiden Osterfeiertagen süße Überraschungen für große und kleine Besucher (von Thomas Schmidt) (Dillenburg) Seit dem 1. April sind die Dillenburger Museumsanlagen wieder geöffnet und schon viele Gäste haben in den vergangenen Tagen den Weg auf den Schlossberg gefunden, um sich die Museumsanlagen anzuschauen. Der Dillenburger Museumsverein und die Stadt Dillenburg sind besonders erfreut darüber, dass nach rund einem Jahr Umbauphase in Folge von Brandschutzsanierungen nun auch wieder die Villa Grün geöffnet ist. Eine Premiere gibt es in diesem Jahr ebenfalls auf dem Schlossberg: Auf vielfachen Wunsch wird der Dillenburger Museumsverein, jedoch nur bei gutem Wetter, auf der Terrasse vor der Villa Grün Kaffee und Kuchen anbieten. Inmitten der reizvollen Lage des Schlossparks möchte man ab dem 23. April, zunächst an Samstagen sowie an Sonn- und Feiertagen in der Zeit von 13-17:00 Uhr die Gäste der Museumsanlagen verwöhnen. Am Karsamstag und Ostersonntag ist zudem die Projektgruppe des Museumsvereins "Leben im 18. Jahrhundert" zu Gast auf dem Schlossberg. Auf der Rasenfläche vor der Villa Grün, in unmittelbarer Nähe des neuen "Museumscafés", werden die Mannen um Volkmar Nickel ihr kleines Zeltlager aufbauen. Exerzierübungen werden abgehalten, Soldaten sollen geworben und anschließend auch vereidigt werden. Natürlich ist auch der Wilhelmsturm zu besichtigen. In den letzten Jahren hat sich hier unter dem rührigen 1. Vorsitzenden des Museumsvereins, Armin Rau, sehr viel getan: Im ersten Turmobergeschoss wird über das Schloss und die Festung Dillenburg im Rahmen der europäischen Festungsbaugeschichte informiert. Wer sich näher über die Zerstörung des Dillenburger Schlosses vor nunmehr genau 251 Jahren informieren möchte, bekommt hier reichhaltige Informationen in Wort und Bild. Eine virtuelle Präsentation über das Dillenburger Schloss im 18. Jahrhundert, zusammen mit dem Kasemattenmodell, sind die Kernstücke der Dokumentation. Mit modernen Schautafeln und einer veränderten Einrichtung, wurde dieser Raum zudem völlig neu gestaltet. Auch der Eingangsbereich des Museums, die Turmhalle, hat ein völlig neues Aussehen erhalten. Tradition und Innovation halten sich die Waage, alte und neue Zugänge zum Verhältnis von Deutschen und Niederländern werden aufgezeigt. So berichtet unter anderem die Ausstellung über "Deutschland und die Niederlande", wobei immer die besondere Stellung der Stadt Dillenburg in diese Beziehungen einfließt. Den breitesten Raum nimmt die geschichtliche Darstellung des Freiheitskampfes der Niederlande ein, der wiederum sehr eng mit Dillenburg verknüpft ist. Graf Johann VI., wohl der bedeutendste Regent des Hauses Nassau-Dillenburg, er war einer der Brüder Wilhelms I. von Oranien, sagte zu Recht: "Ohne Gott und Wilhelm von Oranien gäbe es keine freien Niederlande". Denn keinesfalls außer Acht gelassen werden darf, dass nicht nur Wilhelm von Oranien ein wichtiger Garant für die Befreiung der Niederlande war, sondern sich auch seine Familie und nassauische Verwandtschaft sehr stark engagierte. Sie opferte Hab, Gut und Blut für die niederländische Sache. Während über dreißig Vertreter aus dem Hause Nassau-Dillenburg im niederländischen Befreiungskrieg tätig waren, teils dort auch ihr Leben ließen, sahen auch die meisten Freiwilligen aus den Nassauer Landen, die im Dienste des Oraniers standen, ihre Heimat nicht wieder. Von der wechselvollen Geschichte dieses Krieges, den die Niederländer in der Zeit von 1568-1648 gegen die damalige Weltmacht Spanien führten, von den Nöten, Ängsten, Hoffnungen, Leidenschaften und Trieben berichtet die neue Dokumentation ebenso, wie von der Aggression der Spanier, die unter den Andersgläubigen in den Niederladen unmenschlich wüteten. Auch über Wilhelms Sohn und Nachfolger, dem in Dillenburg geborenen und in der ev. Stadtkirche getauften Moritz von Oranien, informiert die Ausstellung. Der jüngste Sohn Wilhelms, der auf Schloss Dillenburg erzogen wurde, war von den nassauischen Landeskindern, die in seinem Heer kämpften, mehr als angetan. So wundert es nicht, dass von ihm der Ausspruch stammt: "Ein Westerwälder ist mir lieber als zwei übrige Deutsche". Das Gestütswesen in den nassauischen Landen, und damit auch das heutige Dillenburger Landgestüt, gehen ebenfalls auf diesen Oranier zurück. Der neu gestaltete Stammbaum "Von Nassau zu Oranien" mit beleuchteten Großdias führt die Besucher bis zum Ursprung des Hauses Oranien- Nassau. Unter anderem zeigt er auch auf, dass nicht nur das heutige niederländische Königshaus in direkter Linie vom Hause Nassau-Dillenburg abstammt, sondern nassauisches und oranisches Blut sogar in den Adern des Preußenkönigs Friedrich II., den seine Zeit schon den "Großen" nannte, floss. Im Zentrum der Turmhalle sind vier Monitore aufgebaut, auf denen man eine Kurzdokumentation über das Leben und Wirken Wilhelms von Oranien abrufen kann. Weitere Filme zeigen Ausschnitte aus den Musicals "Der Prinz aus Dillenburg" und "Feuer über Dillenburg", die beide aus der Feder des unvergessenen Allroundgenies Rolf Krenzer stammen und von der Mitarbeiterin in den Museumsanlagen, Jurate Minde, großartig in Szene gesetzt wurden. Wer einen Gang in die Kasematten scheut, kann sich per Video einen Gang in Dillenburgs Unterwelt abrufen. Alle großen und kleinen Gäste des Wilhelmsturmes werden zudem am Ostersonntag und am Ostermontag überrascht. Während jeder junge Besucher ein Original-Überraschungsei erhält, gibt es für die älteren Gäste ein schmackhaftes Lindt- oder Milkaschokoladenei. Natürlich werden an allen Tagen auch Führungen in den Kasematten angeboten. Günstige Zeiten für eine Besichtigung der alten Wehranlagen sind nachmittags zwischen 14.00 und 17.00 Uhr. Zusätzlich wird um 15:30 Uhr auf jeden Fall eine Besichtigung der Kasematten angesetzt. Weitere Führungstermine können Interessenten unter der Telefonnummer 02771/800065 abfragen. Wer im Winterhalbjahr die beiden Geschütze vor dem Wilhelmsturm vermisst hat, kann die beliebten Fotomotive ebenfalls wieder sehen, wenn auch diese an den Osterfeiertagen nicht ihre "donnernden Grüße" erschallen lassen. Neben Villa Grün, Wilhelmsturm und Kasematten präsentiert sich die Außenanlage als vierte museale Einheit. Der Museumsverein hat im Winterhalbjahr an den Stellen, an denen markante Gebäude des 1760 zerstörten Schlosses standen, zwölf beidseitig bedruckte Infotafeln aufgestellt. Über Wort und Bild kann man in die Vergangenheit eintauchen. Wer immer schon einmal wissen wollte, was es mit der alten Grenzsäule nahe des Wilhelmsturms auf sich hat, was Stockhaus, Junkergemach, Jägergemach, Rondell, Vorwerk, Stöcke, Zeughaus, Zwingergraben oder das Mannloch für Funktionen hatten, wird in einer knappen, aber informativen Schilderung sehr gut informiert. Falls Sie, liebe Leser, noch kein "Osterprogramm" geplant haben, gehen Sie mit Ihrer Familie wieder einmal zum Schlossberg, tauchen Sie in die Vergangenheit ein und wandeln Sie auf den Spuren der Grafen und späteren Fürsten von Nassau. Es lohnt sich!
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